"Danken wir Gott für seinen so guten und treuen Knecht Papst Johannes Paul II."

Brief von Bischof Javier Echevarría an die Gläubigen und Mitarbeiter des Opus Dei.

Bischof Javier Echevarría, Prälat des Opus Dei

Jesus beschütze mir mein Töchter und Söhne!

Meine Lieben: Die schmerzliche Todesstunde unseres lieben Papstes Johannes Paul II. hat uns nicht unvorbereitet getroffen. Öfter als früher hatte er in den vergangenen Monaten und Jahren gelassen und froh vor der ganzen Welt bezeugt, wie eng er im Leiden mit Gott vereint war.

Seit sich sein Gesundheitszustand am vergangenen Mittwoch plötzlich verschlechterte, hat sich die ganze Kirche um ihren obersten Hirten geschart und überall auf der Welt gläubig für ihn gebetet. So wiederholte sich einmal mehr, was schon die Apostelgeschichte erzählt, als König Herodes den Petrus mit der Absicht festnehmen und ins Gefängnis werfen ließ, ihn zu töten: „Die Gemeinde aber betete inständig für ihn zu Gott“ (Apg 12,5).

Dieses Beten für den Nachfolger des Petrus war in den vergangenen Tagen in erster Linie eine Kraftquelle für den Papst. Zugleich hat es uns fester mit Christus vereint und mit seiner geliebten Braut, der Kirche. Es hat uns Katholiken erneut entdecken lassen, dass wir ein Teil der großen Familie Gottes sind, die auch auf der Erde einen gemeinsamen Vater hat. Außerdem haben wir gespürt, wie nah uns viele andere Christen und unzählige Männer und Frauen guten Willens sind, die sich unserem Gebet angeschlossen haben. Danken wir Gott für all das Gute und für seinen so guten und treuen Knecht Papst Johannes Paul II.!

Wir im Werk sind Johannes Paul II. aus vielen Gründen dankbar verbunden. Unser Vater hat uns gelehrt, den Papst glühend zu lieben, wer er auch sein mag, und zwar aus dem einfachen und tiefen Grund, dass er der Vicarius Christi ist, der sichtbare Stellvertreter Christi auf Erden. Diese Verehrung wird noch klarer, wenn wir bedenken, wie sehr er uns Katholiken in den Jahren seines Dienstes als oberster Hirte die Kindespflicht erleichtert hat, treu mit ihm verbunden zu sein. Er tat dies mit dem Vorbild seines innigen geistlichen Lebens, das man geradezu mit Händen greifen konnte. Er tat es mit dem Vorbild seiner Freude im Dienst an den Seelen und seiner Zuneigung zu allen Menschen. Und zu der Zeit, da er das Werk als Prälatur errichtete, tat er es auch mit dem Vorbild seines väterlichen Drängens, dass wir das Opus Dei – diesen kleinen Teil der Kirche – nach Gottes Willen verwirklichen sollten.

'Lasst uns zugleich zutiefst dankbar und gelassen für seine ewige Seelenruhe beten.'

Wohl kannten wir das gewaltige geistige und moralische Ansehen des Heiligen Vaters in aller Welt. Doch denke ich, daß wir alle, auch die Nichtkatholiken, in den vergangenen Tagen deutlich erkennen konnten, wie wahr das Wort ist ubi Petrus, ibi Ecclesia – wo Petrus ist, da ist die Kirche. Dies gilt gerade auch angesichts der umfangreichen Berichterstattung in den Medien. So wird jetzt, nach all den Jahren hochherziger Hingabe an den Herrn, noch klarer, wie entschieden und wirksam er seinen Dienst als oberster Hirte versehen hat.

Wir können froh und sicher annehmen, daß die Heiligste Dreifaltigkeit ihm nun die Tore des Himmels weit aufgemacht hat, um ihn für seinen beständigen Seeleneifer zu belohnen, für seine beharrliche Einladung an uns alle, unsere Herzen weit aufzumachen für Christus. Lasst uns zugleich zutiefst dankbar und gelassen für seine ewige Seelenruhe beten. Außer den Gebeten, die der hl. Josefmaria den Angehörigen des Opus Dei für Anlässe dieser Art vorgeschrieben hat, rate ich Euch, noch freigebiger für Johannes Paul II. zu bitten. Ihr könnt sicher sein, dass diese Gebete hin und zurück gehen: Sie steigen zum Himmel auf und der Herr schickt sie uns als einen reichen Gnadenregen auf die Erde zurück. So haben wir es immer wieder erlebt.

'Meine Töchter und meine Söhne: Jetzt beim Herrn bittet uns Johannes Paul II. nach wie vor: „Auf, lasst uns gehen!“. Tag für Tag sollen wir den Weg unseres christlichen Lebens entschieden weitergehen.'

Meine Töchter und meine Söhne: Jetzt beim Herrn bittet uns Johannes Paul II. nach wie vor: „Auf, lasst uns gehen!“. Tag für Tag sollen wir den Weg unseres christlichen Lebens entschieden weitergehen. Duc in altum! (Lk 5,4), so mahnt er jede und jeden einzelnen. Wir Christen müssen als treue Kinder der Kirche hinausfahren auf die offene See, auf den großen Ozean der Welt. Dort sollen wir uns ohne alle Mittelmäßigkeit, vollständig und entschieden der Sendung der Miterlösung widmen, die Christus uns anvertraut hat.

Wenn das Konklave der Kardinäle unter dem Antrieb des heiligen Geistes einen neuen Nachfolger Petri gewählt hat, werden wir die Ankündigung hören: habemus Papam! Bereiten wir ihm jetzt schon den Weg. Bitten wir den lieben Johannes Paul II. um seine Fürsprache bei Gott unserem Herrn, dass der neue Papst mit Hilfe des Gebets und des Opfers aller Christen die Bahn frei und bereitet findet. Wir lieben ihn bereits mit ganzem Herzen, ganz gleich, wer es sein wird. Für ihn und für seine Anliegen opfern wir einfach alles auf... bis hin zu unserem Atmen! – wie uns unser Vater bei entsprechenden Gelegenheiten sagte.

Vielleicht hilft uns in diesen Tagen der Sedisvakanz ein Stoßgebet, das uns unser Gründer in Die Spur des Sämanns vorschlägt: „Im Gedanken an so manche Situation der Geschichte (...), scheint mir das, was du über Loyalität schreibst, ins Schwarze zu treffen: ‚Den ganzen Tag über steigt mir aus Kopf, Herz und Mund das Stoßgebet zum Himmel: Rom!’ (Die Spur des Sämanns, Nr. 344)

Voll Liebe segnet Euch

Euer Vater

+ Javier

Rom, 3. April 2005