Eine Schule für Flüchtlinge aus Birma

Studenten aus Singapur berichten, wie sie in Thailand eine Schule für Flüchtlingskinder wiederaufgebaut haben. Im Dschungel der Hügel von Phop Phra leben nämlich Flüchtlinge aus der birmanischen Volksgruppe der Karen, die in ihrem Land verfolgt werden.

Luke beim Unterricht

Die Dawna-Gebirgskette trennt Thailand vom Staate Myanmar, dem früheren Birma. Eine der wenigen Straßen, die das Gebirge durchqueren, führt durch das Dorf Mao Sot. Dieses Dorf war unser letzter Kontakt mit der Zivilisation.

Wir waren auf dem Weg nach Phop Phra. Dort beteiligten wir uns an einem Arbeits-Camp, das von der East Asian Education Limited aus Singapur organisiert wurde. Ziel des Unternehmens war der Wiederaufbau eines völlig verfallenen Schulhauses. Die neu erstandene Saint Peter School soll die etwa hundert Kinder aus birmanischen Familien aufnehmen, die sich auf die thailändische Seite im Dschungel geflüchtet haben.

Ein Wort des heiligen Josefmaria hatte uns angeregt, einen Teil unserer Ferien den Flüchtlingen zu widmen: „Die Studenten müssen sich ihrer Verantwortung bewusst sein; sie benötigen eine gesunde Unruhe gegenüber den Problemen ihrer Mitmenschen und die großzügige Bereitschaft, sich mit diesen Problemen auseinander zu setzen und sich um ihre bestmögliche Lösung zu bemühen.“ (Gespräche 74)

Vor unserer Abfahrt hatten wir etliches Unterrichtsmaterial gesammelt und einige Sponsoren gewonnen, die unser Vorhaben recht großzügig unterstützten. Und nicht zuletzt hatten wir ein wenig Thai gelernt.

Wir flogen von Singapur nach Bangkok und fuhren dann auf der Landstrasse nach Mae Sot. Wir hatten keine Ahnung, was in den Bergen auf uns zukam.

Ziegel und Mörtel, Armut und Freude

Studenten aus Singapur setzen eine Mauer.

Kennan und Shawn habe unsere Erlebnisse in ihren Tagebüchern festgehalten. Kennan schreibt: „Wir waren in einem kleinen Dorf, die Schule war eine Ruine. Als ich aus dem Kleinbus stieg, der uns auf unbefestigten Strassen nach Phop Phra gebracht hatte, merkte ich, wie nervös ich war, weil ich an die Verantwortung denken musste, die wir übernommen hatten.

Von der Sprache her war es das reinste Babel. Wir versammelten uns am Bach hinter der Ruine und lernten dort die Kinder kennen. Gleich gesellte sich der Direktor – und einzige Lehrer – der Saint Peter School zu uns, mit seiner Frau und seinen Kindern.

Als wir am nächsten Morgen anfingen, den Boden zu planieren, kamen gleich ein paar Väter der Schulkinder und halfen mit.

Darüber berichtet Shawn: „Wie arm sie sind – und dabei so großzügig und so froh! Wir Jungen aus der Stadt waren bald von der Arbeit erschöpft. Sie dagegen waren ziemlich unverwüstlich. Sie kamen mit einem Haufen Ziegel oder einer Fuhre Mörtel, lächelten und sprachen uns mit unserem Namen an, um sie sich zu merken. Luke, der in Singapur Physikprofessor ist und unsere Gruppe leitete, sagte: Man bringt es einfach nicht über sich, ihnen auch nur einmal Nein zu sagen.“

Sean hat einen Eimer Mörtel angerührt.

Nach einigen Tagen begann das kleine Gebäude Gestalt anzunehmen: Wände, Decken, Türen. Dann kam der Anstrich. Am Ende waren wir ziemlich fertig, aber glücklich. Die Leute aus dem Dorf kamen uns vor, als wären sie ein Teil unserer Familie.

Shawn schreibt weiter in seinem Tagebuch: „Beim Abschied von unseren neuen Freunden und von den Kindern war ich traurig. Ein unsichtbares Band verbindet mich mit ihnen und ich weiß, dass ich wiederkommen muss.“

Was viel tiefer geht

„Im Rückblick auf die Zeit auf den Hügeln wurde mir klar, dass ich zum ersten Mal erfahren habe, was Armut ist. Auf dem Boden schlafen, sich mit kaltem Wasser waschen, hart mit den Händen arbeiten: Das war mir jeden Tag aufs Neue schwergefallen. Im Arbeits-Camp habe ich gelernt, nicht materialistisch zu sein! Und ich habe gelernt, dass die Freude nicht davon abhängt, ob man reich ist und immer mehr Sachen hat, sondern kommt, wenn man bescheiden ist, sich vom Materiellen loszulösen lernt und so auch Gott innerlich immer näher kommt.“

Dort auf den Hügeln von Phop Phra haben wir nicht nur halbwegs gelernt, wie man eine Schule baut, sondern eine Menge Dinge, die viel tiefer gehen.“