Wie der Hl. Josefmaria an einem 2. Oktober das Werk Gottes gegründet hat

Bei einer feierlichen Messe in der Kapelle des Internationalen Studentenzentrums Schweidt, Köln, erinnerte Prälat Dr. Christoph Bockamp an den Gründungstag des Opus Dei, den 2. Oktober 1928. Schweidt wird in den nächsten beiden Jahren renoviert und saniert, so dass diese Feier gleichzeitig einen Startpunkt für die Zukunft dieser Einrichtung der Prälatur war.

Studentenzentrum Schweidt Foto: ©Till Billicke

1. Heute vor genau 89 Jahren machte ein junger Priester seine Besinnungstage im Kloster der Paulaner in Madrid. Der 26-Jährige hielt sich in der spanischen Hauptstadt wegen Studien auf ... aber eigentlich ... hatte Gott ihn in seiner Vorsehung hierher geführt. Er hatte bereits seit langer Zeit eine Ahnung davon, dass etwas Großes oder Wichtiges auf ihn zukommen würde. Diese Vorahnung beschäftigte ihn bereits zehn Jahre lang. Mit 16 oder 17 Jahren sah er in Logroño die Fußspuren eines unbeschuhten Karmeliten im frisch gefallenen Schnee. Ihn rührte das Opfer des Ordensmannes, barfuß durch den Schnee zu laufen, was ihm als Zeichen einer großen Liebe zu Gott wurde. Manch einer hätte diese Spuren gesehen und sich nichts dabei gedacht. Der Hl. Josefmaria Escriva war tief bewegt und sagte sich: „Er tut das aus Liebe zu Christus! Und was tue ich?" So entflammte sich an diesem Ereignis erneut seine Liebe zu Christus. Das eigentliche Wunder in dieser Situation geschah innerlich. Josefmaria entschloss sich, Jesus bedingungslos zu folgen. Von nun an mehr Gebet ... tägliche Mitfeier der Hl. Messe... Für ihn begann ein neuer Weg. Auf diesem Weg wurde er dann zunächst Priester, obwohl ihm die Architektur besonders lag. Er dachte und fühlte: Als Priester kann ich dem Herrn für dieses große Projekt besser zur Verfügung stehen.

2. Zurück nach Madrid am 2. Oktober 1928. Es war ein Dienstag etwa gegen 10 Uhr. Zwischen zwei Vorträgen weilte er allein auf seinem Zimmer. Beim Aufräumen von Zetteln kamen ihm Worte der Hl. Schrift in den Sinn. Er hielt inne. Es waren Momente und Augenblicke höchster Dichte und Bedeutung. Er beschrieb es so: "Heute empfing ich die Erleuchtung über das ganze Werk, als ich meine Papiere durchsah". So in etwa drückte er sich aus. Er sprach von "Erleuchtung" oder davon, dass er das Werk "sah".Was sah er? In Projektion auf die Jahrhunderte ... Menschen aller Nationen und Länder, Junge und Alte, Gebildete und Einfache, Fabrikarbeiter - Angestellte. Es ging immer darum, Christus an die Spitze aller menschlichen Tätigkeiten zu stellen, um so die Welt zu Christus zu führen... Jeder von ihnen sollte nach der Heiligkeit streben ... denn dazu sind die Getauften berufen. Er begreift nun, dass das etwas Großes ist, etwas Neues : so wie das Evangelium etwas Neues ist und bleibt, etwas Heiliges. "Bewegt kniete ich nieder, dankte dem Herrn und gerührt erinnere ich mich an den Klang der Glocken der Pfarrei "Unsere Liebe Frau von den Engeln", eben genau an diesem 2. Oktober, dem Schutzengelfest!

3. Weitere Worte von ihm zu diesem Ereignis: „Von diesem Tag an sei der räudige kleine Esel der wunderbaren und schweren Last innegeworden, die der Herr in seiner unerklärlichen Güte auf seine Schultern gelegt hat“. An diesem Tag hat der Herr sein Werk gegründet. So sah sich das "Eselchen", als Hilfsmittel, Werkzeug. Es war nicht wie eine Vereinsgründung, es fehlten die Mitglieder. Er war ganz allein mit dem, was Gott von ihm für andere Menschen wollte. Das Werk hat Gott gegründet, deswegen nannte Josefmaria es später Opus Dei, Werk Gottes. Ihm war völlig klar: Das war kein Opus Escrivae. Zeitlebens erinnerte er daran, dass das Werk von Gott kam, und als solches hat die Kirche es anerkannt. Das gab ihm alle nötige Zuversicht, um sich an die Arbeit zu machen. "Ich würde weder daran zweifeln, dass es Gott ist noch an dessen Verwirklichung". So startete er voller Hoffnung, aber auch in der Überzeugung, dass jemand Hand anlegen muss, damit es Wirklichkeit wird.

4. Von diesem Augenblick an begann er Umgang mit Seelen, den Laien, die dieses Anliegen verstehen könnten, zu pflegen. Dazu gehörten Studenten und auch Nicht-Studenten, jedenfalls junge Leute, die er zu Gruppen zusammenführte. Und er betete und ließ dafür beten, dass das Werk Gottes Wirklichkeit werde. Er war sogar bereit, dafür zu leiden.

"Und dies ohne zu schwanken, obwohl ich nicht wollte." Wie ist das zu verstehen? Er wollte eigentlich nichts gründen, aber er wollte den Willen Gottes erfüllen... und so zeitlebens - mit Hilfe von Gebet - Leiden - Arbeit - Menschen suchen. Er setzte dabei auf die Hilfe der Engel, an deren Gedenktag das Werk entstanden war, war sich seiner Gotteskindschaft bewusst und dankte Gott für die stets gute Laune.

5. Im Leben eines Christen ist es wichtig, ja entscheidend, daß er einmal die Entscheidung trifft, Gottes Willen zu erfüllen, ihm immer Ja und immer wieder neu Ja zu sagen. Also: Hier bin ich, mach' mit mir, was Du willst. Im Grund ist das nichts anderes, als das ganz ernst zu nehmen, was wir im Vaterunser bitten: Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden! Diesen großen Schritt dürfen wir tun, weil wir fest darauf vertrauen dürfen, daß Gott mehr an unserer Erfüllung und unserem Glück interessiert ist, als wir selbst mit unseren eigenen Vorstellungen und Plänen. Hier zeigt sich auch die schönste Dimension der Freiheit: nicht gezwungenermaßen, sondern aus freien Stücken Gott Ja zu sagen und ihm zu folgen.

Als Gott durch den Engel Maria fragte, ob sie bereit sei, Gott Mutter zu sein, hat sie in aller Freiheit geantwortet: „Ich bin die Magd des Herrn. Mir geschehe, wie du es gesagt hast.“ Diese Entscheidung hat sie auch unter dem Kreuz nicht zurückgenommen. Aufgrund dieser Entscheidung ist aus ihrem Leben ein unermesslicher Segen hervorgegangen. Sie möge uns mit ihrer Fürsprache helfen, auf Gottes Pläne immer großzügig einzugehen.