Mauern hochziehen bei 35°

Es war keine reine Freude: In einem armen Dorf bei großer Hitze den ganzen Tag lang als Maurer arbeiten. Und dazu in den Sommerferien. Neun junge Deutsche hat das nicht abgeschreckt, eine Schule in Mittelamerika zu bauen.

Wir, neun Studenten und Junge Berufstätige, durften diesen Sommer beeindruckende Erfahrungen in Nicaragua sammeln. Drei Wochen verbrachten wir in einem der ärmsten Länder Lateinamerikas, um dort im Zuge des Sozialprojektes Schule-Statt-Straße eine Grundschule zu erweitern. Kennengelernt haben wir uns über den Jugendclub Linie 15, eine Bildungs- und Freizeitinitiative von Mitgliedern der katholischen Prälatur Opus Dei.

In dem abgelegenen, verarmten Dorf St. Gregorio schafften wir es mit den einfachsten Hilfsmitteln, aber vollem Programm (Mauern, Betonieren, Verputzen), eine Schule zu bauen. In sieben bis acht Arbeitsstunden pro Tag bei zum Teil über 35° Celsius kamen wir dabei nicht selten an unsere körperlichen Grenzen. Doch immer wieder motivierte uns das Lächeln eines der hundert Kinder und der Gedanke, dass sie in Zukunft nicht mehr kilometerweit bis zur nächsten Schule gehen müssen.

Einen Lebenstraum erfüllen

In St. Gregorio konnten wir hautnah erleben, was Armut bedeutet. Dabei trat uns das größte Problem Nicaraguas deutlich vor Augen: die fehlende Infrastruktur. Die Häuser besitzen zwar Strom, aber fließendes, sauberes Wasser und sanitäre Anlagen sind kaum vorhanden. Die Dörfer sind verdreckt und es gibt nur vereinzelt vernünftige Straßen. Die Menschen bangen um ihr tägliches Brot und leben nicht selten zu zehnt in einer primitiven Hütte. Viele Kinder haben Krankheiten, was vor allem auf die mangelnde Hygiene zurückzuführen ist. Was bei uns für Behinderte selbstverständlich ist, bleibt dort meist ein Lebenstraum: ein Rollstuhl. Wir konnten einem 15jährigen Jungen diesen Lebenstraum erfüllen.

Bei all dieser Armut darf man jedoch eines nicht vergessen: Nicaragua hat mit seiner blühenden Natur auch eine schöne Seite. Ob Kaffee, Obst oder Gemüse, alles ist so reichhaltig und in guter Qualität vorhanden, dass Nicaragua viele andere Länder versorgen könnte.

Ohne eine Perspektive bleibt keiner

Deswegen sind Projekte wie Schule-Statt-Straße so enorm wichtig. Nicaragua braucht eine Generation von gut ausgebildeten jungen Menschen, die das Potential hat, das Land weiter zu entwickeln und die bereit ist, ihre Heimat aktiv umzugestalten. Dazu sind aber auch Investitionen aus dem Ausland nötig, denn ohne Perspektive, sprich auch finanzielle Anreize, wird die besagte Generation das Land verlassen und ihr Glück im Ausland versuchen.

Wir können etwas tun

In den drei Wochen unseres Sozialeinsatzes wurde uns sehr bewusst, wie gut es uns hier in Deutschland im Gegensatz zu vielen Menschen auf dieser Welt geht. Aber auch, wie viel man mit jedem Euro erreichen kann.

Wir und Sie, denen es Größtenteils sehr gut geht, können also viel gegen die Armut in anderen Ländern tun und dafür sorgen, dass die Kluft zwischen Arm und Reich auf dieser Welt nicht noch größer wird.

Von Matthias Lochner