Brief des Prälaten (Juli 2013)

"Ich glaube an die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche". In seinem Brief hebt Bischof Echevarria besonders den übernatürlichen Charakter der Kirche hervor.

Vor zwei Tagen haben wir das Hochfest der Apostel Petrus und Paulus gefeiert, diesen Säulen des Glaubens, die in Rom für Christus ihr Blut vergossen haben. In dieser Stadt ließ sich Petrus definitiv nieder und krönte sein irdisches Leben mit dem Märtyrertod. So wurde Rom zur Mutter und zum Haupt aller Kirchen des Erdkreises . Danken wir Gott für seine Vorsehung, mit der er die Christen in der geoffenbarten Lehre festigen und auf sichtbare Weise die Einheit garantieren wollte; lernen auch wir, das Leben hinzugeben und jeden Tag unserem Ich zu sterben.

Gott bereitete die Gründung seiner Kirche im Laufe der Heilsgeschichte vor. Zuerst durch den Alten Bund, durch den er Israel als sein Volk erwählte; später, in der Fülle der Zeit, sandte er seinen geliebten Sohn, der – mit seiner Menschwerdung, seiner Verkündigung, mit seinen Wundern und mit der Berufung der Apostel – die Zwölf einsetzte, damit sie seine Heilssendung weiter führten. »Die Kirche ging jedoch vor allem aus der Ganzhingabe Christi für unser Heil hervor, die in der Einsetzung der Eucharistie vorweggenommen und am Kreuz in die Tat umgesetzt wurde.« [1] »Als das Werk vollendet war, das der Vater dem Sohn auf Erden zu tun aufgetragen hatte (vgl. Joh 17,4), wurde am Pfingsttag der Heilige Geist gesandt, auf daß er die Kirche immerfort heilige.« [2] Dem Wunsch unseres Vaters entsprechend wollen wir diese beiden Geheimnisse voller Staunen betrachten und Gott um einen großen Glauben bitten.

Die Kirche hängt ganz vom menschgewordenen Wort ab, das sie bis zum Ende der Zeiten in der Welt gegenwärtig setzt; und sie wird vom Heiligen Geist geleitet, der in ihrem Innern wie in einem Tempel wohnt. Seien wir dankbar für dieses Band, das die Kirche mit der Heiligsten Dreifaltigkeit verbindet, denn so ist sie – so sind wir – das heilige Volk Gottes, der mystische Leib Christi, die Wohnstatt des Trösters. Es ist nur natürlich, dass wir im Anschluss an den Glauben an Jesus Christus und die Göttlichkeit des Heiligen Geistes im Glaubensbekenntnis das Geheimnis der Kirche bekennen, der wir durch die Taufe eingegliedert werden und in der sich als universales Heilssakrament das Werk unserer Heiligung vollzieht.

Ich glaube an die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche [3] . Dieses Bekenntnis zur Kirche mit der Aufzählung ihrer vier Wesensmerkmale, die sie zuinnerst kennzeichnen, aber auch nach außen zu erkennen geben, ist ein unterscheidendes Merkmal der katholischen Lehre. „Das sind die Wesenseigenschaften der Kirche, die sich aus ihrer Natur, wie Christus sie gewollt hat, ableiten. Und als Wesenseigenschaften sind sie auch Merkmale, Zeichen, die sie von allen anderen menschlichen Gemeinschaften unterscheiden, selbst wenn in diesen der Name Christi ausgesprochen wird.“ [4]

„Stärken wir in uns die Überzeugung, daß die Kirche übernatürlich ist; bekennen wir es laut, sehr laut, wenn nötig; denn heute haben viele (…) solche Grundwahrheiten vergessen: sie führen uns das Bild einer Kirche vor Augen, die weder die Heilige noch die Eine ist, die weder Apostolisch noch Katholisch sein kann, denn sie ruht nicht auf dem Felsen Petri, sondern ist durchsetzt von unrechtmäßigem Eigensinn und menschlicher Eigenwilligkeit.“ [5]

Diese klaren und aufrüttelnden Betrachtungen des hl. Josefmaria erweisen sich wie immer als sehr aktuell. Auch Papst Franziskus beklagte sich vor kurzem: „Auch heute noch sagen einige: ›Christus ja, Kirche nein.‹ Wie jene, die sagen: ›Ich glaube an Gott, aber nicht an die Priester.‹ Aber gerade die Kirche ist es, die uns Christus bringt, die uns zu Gott bringt; die Kirche ist die große Familie der Kinder Gottes. Gewiss hat sie auch menschliche Aspekte. Bei jenen, aus denen sie sich zusammensetzt, Hirten und Gläubigen, gibt es Fehler, Unvollkommenheiten, Sünden (…), aber das Schöne ist, wenn wir merken, dass wir Sünder sind, finden wir die Barmherzigkeit Gottes, der immer vergibt“ [6] ; und er gewährt uns seine Vergebung mittels der Kirche, der das heilbringende Wort und die heiligmachenden Sakramente anvertraut sind.

„In der Kirche finden wir Katholiken unseren Glauben und unsere sittlichen Normen, unser Gebet und das Bewusstsein der Brüderlichkeit, die Gemeinschaft mit allen verstorbenen Brüdern der leidenden Kirche in der Läuterung des Fegefeuers und mit jenen der triumphierenden Kirche, die den dreimal heiligen Gott schon schauen und auf ewig lieben. Es ist die Kirche, die auf der Erde lebt und zugleich über der Geschichte steht, die Kirche, die unter dem Schutz Unserer Lieben Frau geboren wurde und die sie immerfort – auf Erden wie im Himmel – als Mutter preist.“ [7]

Der hl. Josefmaria gab uns mit seiner außerordentlichen Liebe zur Kirche, die er Tag für Tag unter Beweis stellte, ein nachahmenswertes Beispiel. Vom Augenblick der Gründung des Opus Dei an sah er mit aller Deutlichkeit, dass dies der Weg war, Gott alle Ehre zu geben und Christus an der Spitze aller menschlichen Tätigkeiten aufleuchten zu lassen: Omnes cum Petro ad Iesum per Mariam! Wir werden nur alle gemeinsam und durch Maria zu Jesus gelangen, vereint mit den Anliegen und den Bestrebungen des Papstes, des Stellvertreters Christi auf Erden. Und im Weg hinterließ er für alle Katholiken folgenden Satz: „› Et unam, sanctam, catholicam et apostolicam ecclesiam ‹ … Ich verstehe gut, dass du diese Worte langsam und bewusst aussprichst: Ich glaube an die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche …“ [8]

Die Kirche ist eine, denn sie ist »ein mit der Einheit des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes vereintes Volk« [9] , und diese Einheit wird geschaffen durch das dreifache Band des Glaubens, des Kultes – besonders der Eucharistie – und der communio hierarchica . Zugleich ist sie katholisch, sie ist offen für alle Völker, alle Nationen, alle Kulturen. Die reiche Vielfalt der liturgischen Riten, der theologischen und geistlichen Traditionen, der Disziplin tut nicht nur dieser Einheit keinen Abbruch, sondern offenbart sie geradezu. »Wir anerkennen das Vorhandensein zahlreicher Elemente der Wahrheit und Heiligung außerhalb der Gemeinschaft der Kirche Christi, welche eigentlich ihr zugehören und auf die katholische Einheit hindrängen (vgl. Lumen gentium , 8). Und wir glauben an das Wirken des Heiligen Geistes, der in den Herzen der Jünger Christi die Liebe zu dieser Einheit entflammt.« [10] Daher muss man bekräftigen, dass das Heil durch die Kirche zu den Menschen gelangt. »Wir glauben, daß die Kirche heilsnotwendig ist; denn Christus, der alleinige Mittler und Weg zum Heil, ist für uns gegenwärtig in Seinem Leib, der die Kirche ist (vgl. Lumen gentium, 14). Aber der göttliche Heilsplan umfaßt alle Menschen.« [11]

Seid ihr Euch bewusst, wie schön unser katholischer Glaube ist? Wie unser Vater sagte, werden alle Sehnsüchte des menschlichen Herzens gestillt durch eine Lehre, die sagt, dass Gott will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen [12] . Daher bietet er seinen Gläubigen die Heilmittel an; und aus demselben Grund entspricht der apostolische Eifer, der Wunsch, Christus allen Menschen bekannt zu machen und ihnen von seiner Liebe zu erzählen, der christlichen Berufung. Niemand kann uns von dieser Verantwortung dispensieren, wir müssen im Gegenteil denken: Wie stark spüre ich sie? In welchem Maß erbitte ich sie für alle Menschen?

Natürlich gilt: »Wer nämlich das Evangelium Christi und seine Kirche ohne Schuld nicht kennt, Gott aber aus ehrlichem Herzen sucht, seinen im Anruf des Gewissens erkannten Willen unter dem Einfluß der Gnade in der Tat zu erfüllen trachtet, kann das ewige Heil erlangen« [13] ; trotzdem möchte Gott mit unserer Mitarbeit bei der Aufgabe der Evangelisierung rechnen, die jeder in seinem eigenen Umfeld zu leisten hat, wo er Tag für Tag die Botschaft des Heiles verkünden und daran mitwirken soll, das Heilswerk wirksam werden zu lassen. Denn wie der hl. Josefmaria hervorhebt, „wir wollen nicht vergessen, dass sich das Gewissen schuldhaft verbilden, durch die Sünde verhärten und dem Heilswirken Gottes widersetzen kann. Es ist also nötig, die Lehre Christi, die Wahrheiten des Glaubens und die Forderungen der Moral zu verkünden. Und deshalb sind auch die Sakramente so wichtig, eingesetzt von Jesus Christus als wirksame Mittel zur Erlangung der Gnade und als Hilfe für das Elend der gefallenen Natur.“ [14]

»So aber betet und arbeitet die Kirche zugleich, dass die Fülle der ganzen Welt in das Volk Gottes eingehe, in den Leib des Herrn und den Tempel des Heiligen Geistes, und dass in Christus, dem Haupte aller, jegliche Ehre und Herrlichkeit dem Schöpfer und Vater des Alls gegeben werde.« [15]

Wir sind in eine Zeit hineingestellt, in der die Notwendigkeit, am Aufbau der Kirche mitzuwirken, besonders dringlich ist. Verlieren wir nicht den Mut und geben wir auch nicht dem kleinsten Pessimismus Raum angesichts eines Klimas des Relativismus und der Gleichgültigkeit, mehr noch, der Zurückweisung Gottes, das sich an so vielen Orten der Welt wie ein Ölfleck ausbreitet. Alle, die wie wir den Glauben ernst nehmen wollen, müssen voller Freude ihre Anstrengungen vervielfachen, um die Menschen Gott und der Kirche näher zu bringen. Denkt aber nicht, das sei eine titanische Aufgabe. Wir brauchen nur zu tun, was in unseren Kräften steht, und fest entschlossen zu sein, unser Leben ganz auf Gott auszurichten. Der Heilige Geist wirkt immer in den Seelen und weckt in jedem einen brennenden Durst nach Ewigkeit, nach übernatürlichem Leben, vielleicht in ganz ungeahnten Augenblicken. Wir, jeder von uns, müssen uns nur für seine Anregungen bereit halten. „Kirche sein, Volk Gottes sein, nach dem großen Liebesplan des Vaters, bedeutet, der Sauerteig Gottes in unserer Menschheit zu sein. Es bedeutet, Gottes Heil zu verkünden und in unsere Welt zu tragen, die oft verloren ist, die Antworten braucht, die Mut machen, Hoffnung schenken und neue Kraft auf dem Weg.“ [16]

Noch einmal: Vertrauen wir voll und ganz, geben wir der Entmutigung auch nicht die kleinste Chance. Unsere Zeit ist voller wunderbarer Möglichkeiten, um zu lernen und das Gute zu verbreiten. Täglich bieten sich uns Gelegenheiten, unsere Liebe zu Gott unter Beweis zu stellen, indem wir mit den Menschen, denen wir begegnen, über ihn sprechen. Verdoppeln wir unser Vertrauen auf ihn. „Gott ist stärker! Und wisst ihr, warum er stärker ist? Weil er der Herr ist, der einzige Herr. Und ich möchte hinzufügen, dass die zuweilen dunkle, vom Bösen gezeichnete Wirklichkeit sich ändern kann, wenn wir als erste das Licht des Evangeliums dorthin bringen, vor allem durch unser Leben. Wenn in einem Stadion (…) in einer dunklen Nacht ein Mensch ein Licht entzündet, dann sieht man es kaum, aber wenn jeder der über 70.000 Zuschauer das eigene Licht entzündet, dann wird das Stadion erleuchtet. Sorgen wir dafür, dass unser Leben ein Licht Christi ist; gemeinsam bringen wir der ganzen Wirklichkeit das Licht des Evangeliums.“ [17]

Geben wir diese Worte des Papstes an andere weiter, bemühen wir uns jeden Tag, damit an unserem Arbeitsplatz, in unserem Familienleben, in den gesellschaftlichen Beziehungen, in unseren sportlichen Betätigungen – kurz, immer und überall – das Licht derjenigen leuchtet, die Christus nachfolgen, genährt durch das Gebet und den häufigen Empfang der Sakramente der Buße und der Eucharistie.

Aus Anlass des Festes des hl. Josefmaria ist auf der Welt überall viel gebetet und vor allem die heilige Messe gefeiert worden. Seid gewiss, dass es Gebete mit Hin- und Rückfahrkarte waren, wie unser lieber Don Alvaro zu sagen pflegte, denn Gott schenkt sie uns wieder als geistliche Frucht in uns und in unseren Freunden.

In den nächsten Wochen werde ich nach Brasilien fahren, um den Heiligen Vater beim Weltjugendtag zu begleiten, der Ende Juli in Rio de Janeiro stattfindet. Wenn Gott will, möchte ich danach kurz Chile, Uruguay und Argentinien besuchen, um meinen Töchtern und Söhnen und den anderen Menschen, die an der Arbeit der Prälatur teilnehmen, mündlich weiterzugeben, dass die Kirche viel von ihnen erwartet; dass Papst Franziskus wie die früheren Päpste sich auf alle und jeden stützt, um die Botschaft Christi in der ganzen Welt zu verbreiten; das hat er mir in der Audienz gesagt, die er mir am vergangenen 10. Juni gewährt hat. Betet weiterhin für ihn und seine Anliegen. Wie sonst auch verlasse ich mich auf alle, damit Gott den Tagen in Brasilien und in den anderen Ländern, die ich besuchen möchte, reiche geistliche Fruchtbarkeit schenkt. Alle Umstände stellen für uns eine Einladung dar, uns enger mit dem Nachfolger Petri zu verbinden. Wir müssen ihn treu begleiten, ganz vereint mit ihm und mit seinem Dienst an der Kirche und den Seelen.

Am 7. Juli ist der Jahrestag des Tages, an dem Don Alvaro um die Aufnahme ins Werk bat. Ich vertraue seiner Fürsprache unser aller Treue in unserer christlichen Berufung an. Später, am 16. Juli, feiern wir das Fest Unserer Lieben Frau vom Berge Karmel. An sie wende ich mich, damit sie durch ihre mütterliche Mittlerschaft unseren Wunsch nach Heiligkeit und unseren apostolischen Eifer stärkt.

Ich datiere diesen Brief in Saragossa, wohin ich aufgrund einer Einladung des Erzbischofs gefahren bin, um die Skulpturen des hl. Josefmaria und des seligen Johannes Paul II. zu segnen, die in einer Kirche dieser Stadt aufgestellt und der Verehrung durch die Gläubigen zugänglich gemacht werden. Danach fahre ich nach Pamplona, wo ich einige Tage bleiben werde, bevor ich die Reise nach Amerika antrete. Betet weiter für meine Anliegen.

© Prælatura Sanctæ Crucis et Operis Dei

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[1] Katechismus der Katholischen Kirche , 766.

[2] 2. Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution Lumen Gentium , 4.

[3] Römisches Messbuch, Nikäno-Konstantinopolitanisches Glaubensbekenntnis.

[4] Hl. Josefmaria, Homilie Loyal zur Kirche , 4.VI.1972.

[5] Hl. Josefmaria, Homilie Das übernatürliche Ziel der Kirche , 28.V.1972.

[6] Papst Franziskus, Generalaudienz 29.5.2013.

[7] Hl. Josefmaria, Homilie Das übernatürliche Ziel der Kirche , 28.V.1972.

[8] Hl. Josefmaria, Der Weg, 517.

[9] Hl. Cyprian, Über das Gebet des Herrn, 23 (PL 4, 553).

[10] Paul VI., Credo des Gottesvolkes , 30.VI.1968, 22.

[11] Ebda ., 23.

[12] 1 Tim 2,4.

[13] 2. Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution Lumen Gentium , 16.

[14] Hl. Josefmaria, Homilie Das übernatürliche Ziel der Kirche , 28.V.1972. Vgl hl. Thomas von Aquin, S. Th., III, q. 62, a. 1 und q. 61, a. 2.

[15] 2. Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution Lumen Gentium , 17.

[16] Papst Franziskus, Generalaudienz 12.VI.2013.

[17] Ebda .