Betrachtungstext: 1. Woche der Fastenzeit – Donnerstag

Beten bringt uns in Einklang mit dem Willen Gottes – Jesus ermuntert uns zum Bittgebet – Bitten mit dem Vaterunser

HILF MIR! Denn ich bin hier einzig und allein und habe keinen Helfer außer dir; (...) Leg mir (...) die passenden Worte in den Mund (Est 4,17). Mit diesen Worten flehte Königin Esther den Herrn an, das jüdische Volk vor dem Untergang zu bewahren. Sie hatte oft gelesen, was Gott in früheren Zeiten für ihre Vorfahren getan hatte, und war überzeugt, dass die Macht seines Arms nicht geringer geworden war. Mit demselben Glauben ruft der Psalmist aus: Ich will deinem Namen danken für deine Huld und für deine Treue. Denn du hast dein Wort größer gemacht als deinen ganzen Namen (Ps 138,2). Von Generation zu Generation haben wir gelernt, dass das Gebet alles vermag, weil es uns innerlich mit dem Willen Gottes in Übereinstimmung bringt, und für ihn ist nichts unmöglich.

Der heilige Josefmaria stellte eines Tages einigen seiner ersten Töchter im Opus Dei ein sehr umfangreiches apostolisches Panorama vor. „Angesichts dieser Perspektiven“, sagte er ihnen, „kann man auf zwei mögliche Weisen reagieren. Man kann denken, das alles sei zwar schön und gut, aber utopisch und ganz unmöglich. Man kann aber auch auf den Herrn vertrauen. Wenn er uns um all dies bittet, wird er uns auch helfen, es zu verwirklichen.1 Es ist nicht leicht, die Dinge so zu sehen, wie Gott sie sieht. Dies ist jedoch eine der Hauptfrüchte des Heiligen Geistes, die Gabe der Weisheit, die vor allem im Gebet kultiviert wird. Papst Franziskus riet: „Wir müssen Christus in unserem Herzen aufwecken; nur dann können wir die Dinge mit seinem Blick betrachten, denn er sieht über den Sturm hinaus. Durch seinen ruhigen Blick können wir ein Panorama sehen, das wir allein nie gesehen hätten.2 Die Weisheit, die uns das Gebet schenkt, hilft uns, auf den Herrn zu vertrauen. Wir können sogar für das Gebet um Hilfe bitten, wie die Königin Esther, damit Gott uns das richtige Wort in den Mund legt.


WO KÖNNEN wir die Kraft finden, um eine Aufgabe zu erfüllen, die unsere Vorstellungskraft und unsere Fähigkeiten übersteigt? Den Anstoß dazu können wir nur im Gebet finden. Zu einer seiner Töchter, die nach Irland ging, um die apostolische Arbeit des Opus Dei auszubreiten, pflegte der heilige Josefmaria zu sagen: „Wenn ich dich um etwas bitte, meine Tochter, dann sage mir nicht, dass es unmöglich ist, denn das weiß ich schon. Aber seit ich mit der Arbeit [des Opus Dei] begonnen habe, hat mich unser Herr um viele unmögliche Dinge gebeten ... und sie sind gelungen!“3

Angesichts der Größe dessen, was Gott verlangt, kann man entmutigt sein und es gar nicht angehen wollen, oder im Gegenteil – wie der heilige Josefmaria – mit einer kühnen Bitte antworten: „Worum bittet ein Kind seinen Vater? Papa …, den Mond!: absurde Dinge. Bittet und ihr werdet empfangen, klopft an und es wird euch aufgetan werden (vgl. Mt 7,7). Worum sollten wir Gott nicht bitten? Unsere Eltern haben wir um alles gebeten. Bittet um den Mond und er wird ihn euch geben, auf die eine oder andere Weise. Bittet mit Vertrauen.4 Die einzige göttliche Bedingung, damit wir etwas bekommen, ist, wie uns das Evangelium zeigt, dass wir bitten: Bittet und es wird euch gegeben; sucht und ihr werdet finden; klopft an und es wird euch geöffnet! (Mt 7,7). Und sollte Gottes Absicht, uns zahllose Gaben zu schenken, unbemerkt geblieben sein sollte, hilft Jesus nach mit zwei Überlegungen: Oder ist einer unter euch, der seinem Sohn einen Stein gibt, wenn er um Brot bittet, oder eine Schlange, wenn er um einen Fisch bittet? (Mt 7,9-10).

Eine der Praktiken, die die Kirche in der Fastenzeit empfiehlt, ist das Gebet. Wir können uns fragen, ob unser Gebet von so viel Vertrauen erfüllt ist, dass wir sogar um Dinge bitten, die unmöglich erscheinen. Wir werden jedoch darauf achten, dass unser Gebet immer auch die Annahme von Gottes Willen einschließt, denn niemand weiß so gut wie Gott, was das Beste für uns ist.


PAPST Franziskus schrieb: „Wir – wir alle – müssen beten, die Normen unseres Lebensplans mit Frömmigkeit erfüllen, damit es ein ständiges Gebet gibt, eine Reihe von Herzen, die sich zum Himmel erheben, auch unsere persönlichen Nöte wollen wir darbringen und den Herrn handeln lassen, ohne dass diese Nöte als Hindernisse im Weg stehen.5 Jesus fordert uns im Evangelium unablässig auf, auf seine Großzügigkeit zu vertrauen, denn er spürt, dass wir wenig verlangen: Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wie viel mehr wird euer Vater im Himmel denen Gutes geben, die ihn bitten (Mt 7,11).

Papst Benedikt sagte: Unser Gebet ist sehr oft eine Bitte um Hilfe in der Not. Und das ist auch normal für den Menschen, denn wir brauchen Hilfe, wir brauchen die anderen, wir brauchen Gott. So ist es für uns normal, Gott um etwas zu bitten, bei ihm Hilfe zu suchen; und wir müssen daran denken, dass das Gebet, das der Herr uns gelehrt hat, das »Vaterunser«, ein Bittgebet ist. Mit diesem Gebet lehrt uns der Herr die Prioritäten unseres Gebets: Er reinigt und läutert unsere Wünsche und reinigt und läutert so unser Herz.6

Die Gottesmutter ist die bittende Allmacht. In Kana wie auch bei vielen anderen Gelegenheiten erhielt Maria von ihrem Sohn das, was sie als gut für seine Jünger erachtete. Wir haben eine Mutter, die das Beste für uns will und die, wenn wir es zulassen, von ihrem Sohn die Gnaden erhält, die wir brauchen, um die Welt mit ihrer Freude zu erfüllen.


1 Hl. Josefmaria, zitiert in: Vázquez de Prada, Der Gründer des Opus Dei, Band 2, S. 546-547.

2 Franziskus, Audienz, 10.11.2021.

3 Hl. Josefmaria, zitiert in: Ana Sastre, Tiempo de Caminar, FN 51, S. 385.

4 Hl. Josefmaria, Notizen von einer Betrachtung, 24.12.1967.

5 Franziskus, Gaudete et exultate, Nr. 126.

6 Benedikt XVI., Audienz, 20.6.2012.