Betrachtungstext: 6. Woche im Jahreskreis – Montag

Die Freude, auf Jesus zu hören – Die Nähe Gottes – Demut und Vertrauen

EIN PAAR Pharisäer suchten häufig die Auseinandersetzung mit Jesus. Einmal stellten sie ihn zusätzlich auf die Probe, indem sie ihn um ein Zeichen des Himmels baten. Obwohl sie sicherlich schon mehrere Wunder erlebt hatten, waren sie noch nicht zufrieden. Vielleicht erwarteten sie eine noch spektakulärere Offenbarung des Kommens des Reiches Gottes (vgl. Lk 17,20-21) oder suchten nach einer weiteren Gelegenheit, ein neues Zeichen wiederum verkehrt interpretieren zu können.

Diese Haltung steht im Gegensatz zu der der Apostel. Für sie genügte es, in der Nähe Jesu zu sein und ihm zuzuhören, um zu erkennen, dass das Reich Gottes bereits angebrochen war. Als nach der Rede vom Brot des Lebens viele Jünger ihre Nachfolge aufgaben, sagte Petrus im Namen der Apostel: Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens. Wir sind zum Glauben gekommen und haben erkannt: Du bist der Heilige Gottes (Joh 6,68-69). Sie benötigten keine großen Wunder, um an ihn zu glauben: sie waren zufrieden mit dem, was sie aus seinem Mund gehört hatten.

Für alle Christen sind die Worte des Herrn seit jeher eine große Freude, besonders wenn sie in der heiligen Messe verkündet werden. Der Priester küsst das Buch nach der Verlesung des Evangeliums als Ausdruck der Liebe und Anerkennung: Was darin geschrieben steht, stammt aus der Offenbarung. Christus ist durch sein Wort gegenwärtig unter den Gläubigen. Benedikt XVI. erklärte einmal, dass „die Liturgie der bevorzugte Ort ist, um das Wort Gottes zu hören, das die Heilstaten des Herrn vergegenwärtigt, aber sie ist auch der Bereich, in dem das gemeinschaftliche Gebet aufsteigt, das die göttliche Liebe lobpreist. Gott und Mensch umarmen einander in einer heilbringenden Begegnung, die gerade in der Feier der Liturgie ihre Vollendung findet. Wir könnten sagen, dass dies gleichsam eine Definition der Liturgie ist: Sie verwirklicht eine heilbringende Umarmung zwischen Gott und Mensch.“1 Wir bitten Jesus darum, dass wir fähig werden, seine Worte in der Heiligen Messe mit der gleichen Begeisterung und Einfachheit zu hören wie die Apostel.


MANCHMAL mögen wir uns aber, wie jene Pharisäer, danach sehnen, dass der Herr uns ein spektakuläreres Zeichen gibt, besonders wenn wir vor einer Schwierigkeit stehen. In solchen Momenten verspüren wir das Bedürfnis nach einer stärkeren Unterstützung, die uns hilft, die Situation mit Gelassenheit zu bewältigen. Doch in der Heiligen Schrift und den Sakramenten haben wir bereits jene Zeichen, die unseren Glauben nähren und beleben. Sie sind die bevorzugten Wege, auf denen uns Jesus selbst entgegenkommt, um uns seine Liebe und Nähe zu schenken. Papst Franziskus erklärte: „Die Sakramente bringen eine tatsächliche und tiefe Gemeinschaft zwischen uns zum Ausdruck und verwirklichen sie, denn in ihnen begegnen wir Christus, dem Retter, und durch ihn unseren Brüdern im Glauben. Die Sakramente sind keine Äußerlichkeiten, sind keine Rituale, sondern sie sind die Kraft Christi.“2

Die Nähe, die der Herr uns in den Sakramenten gewährt, wird uns in allen Situationen seine Stimme hören lassen. Er spricht zu uns, wie der heilige Johannes Paul II. sagte, „durch die alltäglichen Geschehnisse, in Freud und Leid, die dich begleiten, durch die Menschen um dich herum und durch die Stimme des Gewissens, das nach Wahrheit und Glück, nach dem Guten und Schönen verlangt“3. Jesus ist immer an unserer Seite, er spricht zu uns und hört uns. Die Gewissheit, dass wir unser Leben mit ihm teilen, befreit uns von Ängsten und erfüllt uns mit Hoffnung. Der heilige Josefmaria macht uns Mut: „Was macht es aus, wenn du die ganze Welt mit all ihrer Macht gegen dich hast? Du ... geh vorwärts! Sprich die Worte des Psalms: Der Herr ist mein Licht und mein Heil, wen soll ich fürchten? Si consistant adversum me castra, non timebit cor meum. Auch wenn die Feinde mich umringen, mein Herz wankt nicht.“4 Wir können uns also fragen: Versuche ich, meine Sorgen in die Hände Jesu zu legen, besonders wenn ich an der Heiligen Messe teilnehme?


DIE APOSTEL waren dank ihrer Einfachheit fähig, in den Wundern und Worten Jesu das Zeichen seiner messianischen Sendung zu erkennen. Im Gegensatz dazu hinderte der Stolz einige Pharisäer daran, diese Erkenntnis zu erlangen. Und auch wenn der Herr, der gesagt hatte, dass dieser Generation kein weiteres Zeichen gegeben würde, ihnen später dieses andere Zeichen gab – seine Auferstehung –, hielten sie unbeirrt an ihrem Unglauben fest, selbst nachdem sie von den Wächtern gehört hatten, was geschehen war (vgl. Mt 28,11-14). Lieber klammerten sie sich an ihre eigenen Vorstellungen, als dass sie ihren Irrtum zugaben. Damit erfüllte sich, was Jesus zuvor gesagt hatte: Wenn sie auf Mose und die Propheten nicht hören, werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten aufersteht (Lk 16,31).

Wie der heilige Petrus schrieb: Gott tritt Stolzen entgegen, Demütigen aber schenkt er seine Gnade (1 Petr 5,5). Die Demut erlaubt es uns, zu erkennen, dass wir menschlich gesehen nicht immer auf der Höhe der Dinge sind, und auf die Kraft zu vertrauen, die der Herr uns gibt. „Ich bringe gerne das Beispiel vom Staub“, schrieb der heilige Josefmaria, „den der Wind aufwirbelt, bis er hoch oben eine goldene Wolke bildet, weil er die Sonnenreflexe aufnimmt. Genauso hebt uns die Gnade Gottes hoch hinauf, und lässt uns die ganze Herrlichkeit an Güte, Weisheit, Wirksamkeit und Schönheit, die Gott ist, widerstrahlen. Wenn du und ich uns bewusst sind, dass wir Staub und Elend sind, dass wir wenig wert sind, wird der Herr das Übrige tun. Das ist ein Gedanke, der meine Seele erfüllt.“5 Wir erobern das Herz Jesu nicht in erster Linie durch unsere guten Werke, sondern indem wir zulassen, dass er unser Leben erfüllt, und die Gaben erkennen, die er uns geschenkt hat. Deshalb bitten wir seine Mutter um die Demut, dem Wirken Gottes in unserer Seele keine Hindernisse in den Weg zu legen, damit er auch in unserem Leben große Dinge tun kann.


1 Benedikt XVI., Audienz, 5.10.2005.

2 Franziskus, Audienz, 6.11.2013.

3 Hl. Johannes Paul II., Ansprache, 5.6.2004.

4 Hl. Josefmaria, Der Weg, Nr. 482.

5 Hl. Josefmaria, Brief 2, Nr. 4.