„Die Jungfrau Maria – unsere Königin“ war gehorsam im Glauben

Die Verehrung Marias als Königin rückt die Betrachtung der Herrlichkeit, in der sie sich nach ihrer leiblichen Aufnahme in den Himmel befindet, in den Mittelpunkt. Uns bleibt ihr Vorbild auf der Erde, das wir den Evangelien entnehmen können. Sie war die neue Eva aufgrund ihrer ungestörten Verbindung mit Gott.

Krönung Mariens von Diego Velázquez (Wiki commons)

Die Titel zweier kleiner Publikationen, die schon vor etlichen Jahrzehnten erschienen sind, sind ein Einstieg zur Meditation am Gedenktag „Maria Königin“: Joseph Teusch, von 1952 bis 1969 Generalvikar des Erzbischofs von Köln, hat ein kleines Buch mit dem Titel „Maria Mensch wie wir – Maria mehr als wir“ geschrieben. Und Joachim Kardinal Meisner, von 1989 bis 2014 Erzbischof von Köln, verfasste ein Buch mit dem vielsagenden Titel: „Sein, wie Gott uns gemeint hat – Betrachtungen zu Maria“. Daraus einige Gedanken: Maria ist Mensch wie wir und doch einzigartig. Wenn wir auf sie blicken, sehen wir den Menschen, wie Gott ihn gewollt hat. Wir sehen auch, was wir, die Nachkommen von Adam und Eva, verloren haben. Erst durch die neue Eva und den neuen Adam, Maria und Jesus Christus, ist die Erbschuld zu einer „felix culpa“ geworden.

Im Tagesgebet der Liturgie des heutigen Gedenktags heisst es: „Gott, du hast die Mutter deines Sohnes auch uns zur Mutter gegeben. Wir ehren sie als unsere Königin und vertrauen auf ihre Fürsprache. Lass uns im himmlischen Reich an der Herrlichkeit deiner Kinder teilhaben. Darum bitten wir durch Jesus Christus.“ Heute, wie schon vor einer Woche, am Hochfest der Aufnahme Mariens in den Himmel, blicken wir nach oben und sehen mit dem Auge des Glaubens Maria als Königin in der Herrlichkeit Gottes, die uns noch verschlossen ist. Kenntnis haben wir vom Leben Mariens durch die Evangelien.

Maria lebte auf Erden nicht wie eine Königin

Es war kein Leben, wie man es sich von einer Königin vorstellt: mit goldener Krone, Hofzeremoniell oder einer riesigen Dienerschaft. Folgen wir Papst Benedikt mit ein paar erhellenden Gedanken: „… Die Öffnung der Seele für Gott und sein Wirken im Glauben schließt auch das Element der Dunkelheit ein. Die Beziehung des Menschen zu Gott löscht die Entfernung zwischen Schöpfer und Geschöpf nicht aus, beseitigt nicht das, was der Apostel Paulus angesichts der Tiefe der Weisheit Gottes sagt: »Wie unergründlich sind seine Entscheidungen, wie unerforschlich seine Wege!« (Röm 11,33). Aber gerade wer – wie Maria – vollkommen offen ist für Gott, gelangt zur Annahme des göttlichen Willens, auch wenn er geheimnisvoll ist, auch wenn er oft nicht dem eigenen Willen entspricht und ein Schwert ist, das durch die Seele dringt, wie der alte Simeon auf prophetische Weise zu Maria sagen wird, als Jesus später im Tempel dargebracht wird (vgl. Lk2,35). Zum Glaubensweg Abrahams gehört der Augenblick der Freude über das Geschenk seines Sohnes Isaak ebenso wie der Augenblick der Dunkelheit, als er auf den Berg Morija steigen muss, um eine paradoxe Geste zu vollbringen: Gott fordert ihn auf, den Sohn zu opfern, den er ihm gerade geschenkt hat. Auf dem Berg gebietet ihm der Engel: »Streck deine Hand nicht gegen den Knaben aus, und tu ihm nichts zuleide! Denn jetzt weiß ich, dass du Gott fürchtest; du hast mir deinen einzigen Sohn nicht vorenthalten « (Gen 22,12). Das volle Vertrauen Abrahams in einen Gott, der den Verheißungen treu ist, schwindet auch dann nicht, wenn sein Wort geheimnisvoll und schwierig, fast unmöglich anzunehmen ist. Ebenso ist es für Maria: Ihr Glaube lebt die Freude der Verkündigung, aber er geht auch durch die Dunkelheit der Kreuzigung ihres Sohnes, um zum Licht der Auferstehung gelangen zu können.“1

1 Benedikt XVI.: Katechese über den Glauben, Generalaudienz 19.12.2012