Russland: Zwiebeln, Kartoffeln und Familienbildung

Gabriela kommt aus Chile. Im September 2007 ging die Historikerin nach Moskau, wo sie die apostolische Arbeit des Werkes begann – zusammen mit anderen Frauen des Opus Dei aus Brasilien, Spanien, Österreich und Frankreich.

Gabriela und einige Freundinnen

Neuanfang in Russland, einem Land tiefer Spiritualität –und das nach sieben Jahre in Rom, wo ich mit einer Dissertation in Kirchengeschichte meinen Doktor in Theologie gemacht hatte. Im September vor zwei Jahren kamen wir in Moskau an. Es wurde schon kalt, obwohl der Sommer gerade erst in den Herbst überging. Wir konnten eine hübsche Wohnung mieten, wo wir als erstes die Kapelle einrichteten.

Im verhältnismäßig großen Wohnzimmer fanden erste Veranstaltungen für ein paar junge Frauen statt. Zum Teil hatten wir sie bei unseren Russischkursen an der Universität kennengelernt – zum Teil hatten wir die Kontakte über Freunde und Bekannte bekommen, die früher in Moskau gearbeitet hatten.

Geht, um zu lernen

Nach und nach wurde die Küche zu einem beliebten Treffpunkt. Wir kochten nach unterschiedlichen Rezepten aus Amerika und Europa, was allgemeinen Anklang fand. Und die Russinnen bereiteten natürlich die typischen Gerichte ihres Landes zu. So haben wir zugleich Freundschaften geschlossen und die Lebensweise unserer neuen Heimat kennengelernt. Ganz wichtig war, dass wir dabei auch unsere russischen Sprachkenntnisse verbesserten.

Gekleidet für den russischen Winter

Obwohl die russische Gesellschaft siebzig Jahre Kommunismus hinter sich hat, sind die Menschen generell sehr religiös. Man merkt, dass sie viel gelitten haben. Sie zeigen menschlichen Tiefgang und haben dabei Sinn für das Übernatürliche. Sie sind total offen für Gott. Daher konnten wir von Anfang an Kurse in christlicher Bildung anbieten sowie geistliche Betrachtungen in der Hauskapelle, mit anderen Worten jeweils eine halbe Stunde persönliches Gebet, das ein Priester des Opus Dei anleitet.

Von Anfang an war ich beeindruckt vom Bildungsniveau zahlreicher Frauen, die zu unseren Veranstaltungen kommen. Die einen spielen ein Instrument, andere kennen sich in der Literatur aus oder in Philosophie oder Geschichte. So kommt man leicht über grundlegende Themen ins Gespräch.

Mit der Zeit werden einem das Essen, die Lebensgewohnheiten, die neuen Gesprächsthemen immer vertrauter, und auch die schöne große Stadt Moskau. Die Metro ist einfach großartig. Zuerst verirrt man sich zwar, aber bald findet man sich allein zurecht. Zugegeben, nicht jede von uns hat sich gleich von Anfang an so wohl in Moskau gefühlt wie Gaby. Sie sagt, dass ihr wohl der Himmel geholfen hat – und der Ratschlag des hl. Josefmaria für Frauen und Männer des Opus Dei, die in andere Länder gingen: „Geht, um zu lernen!“

Obwohl einige Angehörige des Opus Dei von vornherein eine Arbeitstelle in Moskau hatten, ging es für alle darum, so schnell wie möglich Russisch zu lernen. Ganz zu Anfang haben wir sogar einmal Zwiebeln statt Kartoffeln gekauft. Man kann sich eine zeitlang mit anderen Sprachen behelfen, aber die Leute schätzen es einfach, wenn man Russisch mit ihnen spricht. Am Ende braucht man drei Jahre, bis man sich einigermaßen richtig auf Russisch ausdrücken kann...

Gezielte Familienbildung

Sofort zeigte sich auch, wie dringend den Familien geholfen werden muss. Generell ist die Familie ziemlich schutzlos, und es gibt in Moskau kaum Einrichtungen für Ehe- und Erziehungsberatung. Die Leute sind sehr dankbar für jede Unterstützung in diesen Bereichen. Deshalb haben wir bereits zwei Kurse zu Erziehungsfragen organisiert, einen im Juni 2008 und einen im Januar 2009. Sie fanden in einem Kulturzentrum mitten in Moskau statt, und es sind viele Ehepaare dazu gekommen. Jetzt sind zwei Kurse über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Planung.

Des weiteren haben wir vor, ein größeres Domizil für unser Zentrum in Moskau zu suchen und einzurichten. Außerdem wollen wir häufiger nach St. Petersburg fahren, um die Bildungsmittel des Werkes auch dort regelmäßig anzubieten. Alle diese Pläne haben wir in die Hände der Muttergottes von Fatima gelegt.

Es eröffnet den Menschen neue und weite Horizonte, wenn sie entdecken, dass man im gewöhnlichen Alltag heilig sein und Gott in den normalen Beschäftigungen und Ereignissen begegnen kann. Deshalb schließe ich mit dem, was mir eine junge Übersetzerin sagte, die zu den geistlichen Bildungsmitteln kam: „Ich glaube, das Opus Dei ist alles, was meine Seele braucht, weil es mir erlaubt, Gott in allem, was ich tue, bei mir zu haben. Es beeindruckt mich zu wissen, dass ich Gott in mir trage, wenn ich ein paar Seiten übersetze oder wenn ich simultan dolmetsche. Dabei kann ich heilig werden und auch apostolisch wirken.“