Selektion nicht kommentarlos hinnehmen

Journalist und Bioethikexperte Stefan Rehder zu Gast im Bonner Kulturzentrum Welrich

Im Juni soll der Bundestag über eine gesetzliche Regelung der PID entscheiden. Rehder eröffnete seinen Vortrag im Studentischen Kulturzentrum Welrich (www.welrich.de) zum Thema „Präimplantationsdiagnostik mit der Schilderung einer Aufsehen erregenden Geburt im Jahr 2002 in den USA, die eine Menge ethischer Fragen aufwarf. Doch der Hinweis auf die Erfahrungen in den USA und auch in England vermag die Befürchtungen eines Dammbruchs nicht abzuschwächen. 

Die „Produktion“ von Embryonen mit dem Ziel der Selektion könne nicht kommentarlos hingenommen werden. Ergebnis der sogenannten Ashwell-Studie sei die Tatsache, dass aus der künstlichen Befruchtung von rund 68.000 Eizellen nur gut 1200 Kinder tatsächlich das Licht der Welt erblickten. Vermag diese massenhafte Selektion tatsächlich Schwangerschaftskonflikte zu lösen? Hat der Mensch überhaupt das Recht auf ein Kind – und darüber hinaus auf ein völlig gesundes Kind? Nein, so die deutliche Antwort Rehders.

Abgesehen davon, dass PID keine zuverlässige Methode ist – die als „brauchbar“ eingestuften Embryonen könnten krank zur Welt kommen, die „Verworfenen“ hätten dank ihrer Selbstheilungskräfte völlig gesund geboren werden können – kamen Fragen nach möglichen Veränderungen im Sozialverhalten auf. Werden Mütter von behinderten Kindern demnächst als verantwortungslos angesehen, mit dem Kommentar, dies hätte man doch verhindern können? Beispiele hierzu gibt es schon jetzt zu genüge. Fühlen sich Kinder wohl bei dem Gedanken, dass sie nicht um ihrer selbst willen gewollt sind, sondern nur, um Zellen zu spenden oder den Idealvorstellungen der Eltern gerecht zu werden? 

Die Lösung von Konflikten liegt, so Rehder, auf einer ganz anderen Ebene: „Der Mensch muss wieder die Bereitschaft erlernen, Leid anzunehmen.“ Doch dafür bedürfe es einer grundlegenden Neuevangelisierung, einer Bejahung des christlichen Menschenbildes. 

von Hilde Cavelius